Malerwerkstätte für Putz-, Maler- und Trockenbauarbeiten

Gottfried Jakob Becker kommt 1874 nach Miltenberg  

Mitten in einer Zeit der Vollbeschäftigung erschien 1874 der Tüncher Gottfried Jakob Becker in Miltenberg. Er ging am 9. Juni auf das Rathaus, um das Heimatrecht zu erwerben.

Der Stadtschreiber verfaßte das Gesuch, welches folgendermaßen begann: "Erscheint Gottfried Becker, Tüncher von Klingenberg und trägt vor: Ich bin am 12. Juli 1847 in Klingenberg geboren und der Sohn des Tünchners Anton Becker und der Maria, geb. Schott. Ich habe das Tünchergewerbe zu Klingenberg erlernt und will dies dahier in selbständiger Weise ausüben und die Tochter des Tünchners Michael Reich von hier, Elisabeth Reich, ehelichen". Er gab weiter zu Protokoll, daß er sich eines guten Leumunds erfreue und ein Vermögen von 1600 Gulden besitze, worüber er noch ein Zeugnis des Stadtmagistrats Klingenberg vorlegen werde.

Am 23. Juni lag die Bestätigung aus Klingenberg vor und 4 Tage später beschloß der Miltenberger Stadtmagistrat unter dem Vorsitz von Bürgermeister Schirmer: "Es sei dem Gottfried Becker . . . die Heimath der Stadt Miltenberg         unter dem Vor‑
behalte zu ertheilen, daß derselbe als Gebühr den Betrag von 48 Gulden an die Stadtkasse entrichtet". Einen Monat später heiratete der neue Zuwanderer die Tochter Elisabeth den Tünchermeisters Reich.

Interessant ist eine Aufstellung, in der Gegenstände angegeben werden, die Gottfried Becker von seinen Eltern Anton und Anna Maria "zur Ausstaffierung" erhielt. Unter anderem brachte er nach Miltenberg mit: "Ein Bett, enthalten ein Unterbett, ein Ober­bett, zwei Kissen, eine Strohmatratze mit Stroh­kopfsack; eine Schreibkommode, einen Tisch mit Schublade, einen Kleiderschrank mit Türe, eine halbes Dutzend Stühle." Dazu kam noch für die damalige Zeit ausreichend Kleidung, u.a. 4 neue Kattunhemden, eine Arbeitsbluse sowie Baum­wollstoff für 8 Hemden: ferner ein halbes Dutzend Handtücher, sechs weiße und drei farbige Taschen­tücher, ja sogar 3 neue Unterhosen. 

Eine wichtige Rolle in der Auflistung spielten sicherlich eine Hose, eine Weste und ein Hut für die Vermählung und 100 Gulden Bargeld für den Einzug nach der Hochzeit. Die Heimat und Heirat wurde Gottfried Becker also recht schnell gewährt, sein Gesuch um das Bürgerrecht richtete er jedoch erst am 12. November des darauffolgenden Jahres an die Stadt — es wurde am 15. November 1875 genehmigt. Zu diesem Zeitpunkt war das erste seiner 7 Kinder bereits geboren, die Tochter Anna kam am 4. November 1875 auf die Welt. Sohn Ludwig Peter wurde als 3. Kind am 14. September 1879 geboren. Seine beiden nachge­borenen Brüder verstarben, bevor sie das 1. Lebensjahr erreichten. 

Wann der Schwiegersohn das Ge­schäft von Michael Reich gänzlich übernahm, ist nicht bekannt. Spätestens nach dem 3. Mai 1893, dem Todestag von Meister Reich, war Gottfried Becker der Allein­inhaber des Tüncherbetriebes.

Es gab viel zu tun in dieser Zeit. Rechnungen an den Brauerei­besitzer Joseph Frieß und den Kaufmann Robert Maag liegen noch vor. Arbeiten auf dem Engel­berg sind ebenso überliefert wie die Beteiligung am Neubau der evangelischen Kirche, welche 1897 eingeweiht wurde. 


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