Malerwerkstätte für Putz-, Maler- und Trockenbauarbeiten

DIE ZEIT VON GOTTFRIED BECKER IM BETRIEB VON 1924 -1984 

Am 31. Oktober 1911 kam Gottfried Becker auf die Welt. in den nachfolgenden Erinnerungen aus dem Berufsleben, die er 1988 niederschrieb, findet sich noch allerlei Wissenswertes aus dem Tüncher- und Malergewerbe, in das traditionsgemäß eintrat.
Als er im April 1924 aus der Volksschule entlassen wurde, war es 11 Uhr. Nach dem Mittagessen trat er bereits um 13 Uhr die Lehre an. In einem neuen Maleranzug ging der Lehrling in das "Gasthaus Anker", wo er die alte grüne Leimfarbe in zwei Zimmern abwaschen mußte. Nach Beendigung der Arbeit hatte sich die ursprünglich weiße Farbe seiner Bekleidung so verändert, daß er nach eige­nen Worten "als Grünfrosch der Fa. Erdal hätte Werbung machen können".

Zur Lehr- und Gesellenzeit von Gottfried Becker kamen in den Mörtel, mit dem die Decken verputzt wurden, noch Kuhhaare zur besseren Haltbarkeit. Sie wurden mit Haselnußstecken geklopft und wurden dann so locker dem Mörtel beigemischt.

In den zwanziger und dreißiger Jahren wurden viele Schlafzimmer für zwei Bürgstadter Schreiner in den Holzmaserungen "Eiche, Mahagonie, deutscher und amerikanischer Nußbaum" maseriert und anschließend farblos lackiert. Diese Lasur wurde angefertigt mit Tropfbier, das zu diesem Zweck in den Gasthäusern Brauerei Keller und Anker ange­sammelt wurde. Gerade in den 30er und 40er Jahren, als massive Hölzer und Marmor zu kost­spielig waren, erlebten solche und ähnliche Imitationstechniken eine Blütezeit. Diese Arbeiten wurden von qualifizierten Leuten so perfekt ausge­führt, daß sie von dem Naturmaterial nicht zu unterscheiden waren. Man muß sich nur Stuck­marmor und Maserierungen in alten Kirchen anschauen. Lasurarbeiten in größerem Maß wurden noch bis Ende der 50er Jahre im Betrieb ausge­führt, so wurde auch Peter Becker oft als Kind zum Tropfbierholen zu Kellers oder in den Anker ge­schickt. Wenn der Wirt gut eingeschenkt hatte, gab es kein Tropfbier und er mußte wieder vergebens nach Hause. 

Bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts waren auch noch für sogenannte Friesbänder die SchabIonen gebräuchlich, die von einigen Malern selbst ausgeschnitten wurden. Andere Möglichkeiten der Flächenbelebung boten Walzen und Rollen, mit denen man verschiedene Muster und Formen auf die Wand auftrug.

Seine Gesellenprüfung, so erzählt er in seinen Erinnerungen, hat er in Amorbach gemacht. Er mußte den Nepomuk auf der Brücke abkratzen und grundieren. Als er mit dem Abkratzen ziemlich fertig war, fiel ihm die Spachtel in den Bach, herausholen konnte er sie nicht mehr. So arbeitete er kurzerhand mit dem Taschenmesser weiter. Der Prüfer meinte dann zu ihm, du hast dir wenigstens zu helfen gewußt.

Weiter beschreibt er vom Tapezieren mit Roggen­kleister und davon, daß im Klingenberger und Obernburger Raum die Maler in den früheren Jahren noch nicht tapezierten. Diese Arbeiten wurden von den Sattlern und Polsterern ausgeführt. Alles in allem waren die Zeiten auch damals oft schwierig und es mußte, - vor allem nach dem zweiten Weltkrieg - viel improvisiert werden. Trotz­dem wurde Qualitätsarbeit geleistet, auch war der hektische Streß nicht so groß und Humor gab es trotz größerer körperlicher Anstrengungen viel mehr auf allen Baustellen.

1936 legte er erfolgreich die Meisterprüfung in Würzburg ab und im Jahre 1948 übernahm er nach dem Tod seines Vaters das elterliche Geschäft. Er war dann lange Zeit Vorsitzender des Gesellen­prüfungsausschusses und auch kurze Zeit Ober­meister der Malerinnung Miltenberg.

Gottfried Becker ehelichte am 3. Juni 1938 Regina Schmitt aus Saal an der Saale, die hier in Miltenberg beim Leiter des Bezirksamtes als Hausangestellte und Köchin tätig war. Das erste Kind, Tochter Margarete wurde am 10. Juli 1939 geboren, Sohn Peter kam zur Welt am 27.02.1943, während der Vater sich im Krieg befand. 


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